Ende April / Anfang Mai soll die Entscheidung fallen, wer ab 2017 SALIS-Dienstleister der NATO wird. Über die Strategic Airlift Interim Solution, kurz SALIS, organisieren europäische Länder militärischen Lufttransport über ein Privatunternehmen. Bis dato waren die russische Wolga Dnepr und Antonow aus der Ukraine in einem Joint Venture die SALIS-Partner für die NATO. Nun kämpfen beide Unternehmen als Konkurrenten um den Auftrag. Das Wesentliche dazu im Beitrag „Kampf um SALIS“ auf pivotarea.
In der Folge mein neuester Stand zum Thema, wie Details zum Angebot der Ukrainer:
So wie es aussieht, hat Wolga Dnepr sein Angebot für SALIS ab 2017 über die Ruslan SALIS GmbH abgegeben. Die Gesellschaft deutschen Rechts ist am Bieterverfahren beteiligt, so Iwan Strelnikow, kaufmännischer Geschäftsführer der GmbH, gegenüber dem Autor. Die Antwort auf die Nachfrage, ob das Angebot mit Übereinstimmung von Antonow zustande kam und auch die Interessen des ukrainischen Nochpartners bei der GmbH widerspiegelt, wurde verweigert. Zwei Firmen haben zusammen ein fifty-fifty Joint Venture und eine nutzt es dann für ihr eigenes Angebot? Laut einem Fachanwalt für Vergaberecht, dessen Kanzlei auch Bundeswehrprojekte betreut, ist das möglich, da das „Innenverhältnis“ der Gesellschaft für die Beteiligung an Bieterverfahren keine Rolle spielt.
Das Deutschland-Netzwerk der Russen
Dass Wolga Dnepr sein Angebot für die Strategic Airlift Interim Solution der NATO über die deutsche Gesellschaft laufen lässt, zeigt, dass die Russen in der Firma das Sagen haben. Im Handelsregisterauszug der Ruslan SALIS GmbH heißt es, „Ist nur ein Geschäftsführer bestellt, so vertritt er die Gesellschaft allein.“ Seit Beginn von SALIS 2004 ist das der Wolga-Dnepr Mann Valery Alexandrowitsch Gabriel. Auch dessen Stellvertreter kam bis vor Kurzem stets aus dem russischen Unternehmen. Doch nun bauen die Russen die GmbH um, für die Zeit nach dem Abgang der Ukrainer. Laut der Leipziger Volkszeitung ist der Deutsche Dierk Näther jetzt Vize-Geschäftsführer bei Ruslan SALIS; Näther war bis 2015 Chef des Flughafens Leipzig. Damit bauen die Russen ihr Netzwerk in der SALIS-Leadnation Deutschland aus. Wolga Dnepr Rechtsvertreter für SALIS ist Elmar Rauch, ehemaliger Ministerialrat an der Vertretung Deutschlands bei der NATO in Brüssel. Rauch schied 2001 freiwillig aus dem Dienst und heuerte bei Wolga Dnepr an. In Branchenkreisen gilt Rauch als Konstrukteur des bisherigen SALIS Joint Ventures. Zudem lobbyiert Wolga Dnepr über die Deutsch-Russische Wirtschaftsallianz für seine Interessen, in deren Beirat wiederum ein Vertreter des Leipziger Flughafens sitzt.
Die ukrainisch-polnische Allianz
Das Deutschland-Netzwerk der Russen sehen die Ukrainer als Bedrohung. Laut ukrainischen Quellen, muss der kommende SALIS-Dienstleister nach dem Anforderungskatalog der NSPA nicht mehr sechs, sondern sieben bis acht AN-124 bereitstellen. Dahinter argwöhnen die Ukrainer Lobbyarbeit von Wolga-Dnepr. Denn während der russische Konkurrent zehn AN-124 aufbieten kann, wäre Antonow mit seinen sieben Maschinen dieses Typs bereits am Limit. Um dieses Manko auszugleichen, hat Antonow sein Angebot für SALIS wohl wie folgt konzipiert: Über ein Abkommen mit Maximus Airlines aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erhalten die Ukrainer zwei zusätzliche AN-124. Um den Auftrag zu bekommen, bieten die Ukrainer der NATO an, das einzige Exemplar der AN-225, dem größten Frachtflugzeug der Welt, für SALIS zu nutzen, zum Preis einer AN-124. Während die Russen den deutschen Vektor bespielen, setzen die Ukrainer auf Polen. Zurzeit verhandeln beide Seiten über die Bildung eines Konsortiums zwischen Antonow und Firmen der polnischen Luftfahrtindustrie. Ein Ziel dabei: Die Antonow Flieger unabhängig von russischen Komponenten zu machen. Außerdem möchten die ukrainischen Flugzeugbauer ihr Portfolio für das 21. Jahrhundert diversifizieren. Zwischen Antonow und dem polnischen Rüstungsunternehmen WB Electronics gibt es ein Memorandum zum Bau von Drohnen für die ukrainischen Streitkräfte.