Ein Fundstück, das aufzeigt, wie verschieden Bundeswehr und Frankreichs Streitkräfte in Sachen Rüstungsplanung ticken, ist die Triebwerksauslegung der „Eurodrohne“. Bei diesem PESCO-Vorhaben entwickeln Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Tschechien eine Militär-Drohne mittlerer Reichweite unter deutscher Führung. Hierbei können die Franzosen nur schwer akzeptieren, dass die Eurodrohne zweimotorig wird, was wohl Deutschland durchgesetzt hat. So kritisiert die französische Seite die „obésité“ (Zu Deutsch: Fettleibigkeit) der Drohne durch zwei Triebwerke, wie es in einem Bericht des französischen Senats von Ende Juni (Abschnitt 36 u. a.) steht. Die Eurodrohne komme so auf ein stattliches Gewicht von über 10 Tonnen. „Das macht diese Drohne zu schwer, zu teuer und daher schwer zu exportieren“, wie es weiter heißt. Erkennbar wird, dass die Franzosen eine Eurodrohne vorziehen würden, die sich in der Konfiguration eher an der US-amerikanischen Reaper orientiert (einmotorig, circa fünf Tonnen Leergewicht). Gegen das französische Rüstungsleitmotiv „Exportfähig“ steht deutscherseits jenes der „Sicherheit“.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums gegenüber dem Autor: „Mit dieser Auslegung soll ein hohes Sicherheitsniveau für einen Betrieb der Eurodrohne in möglichst allen Regionen erreicht werden: Bei Ausfall eines Triebwerks kann mit dem einen verbliebenen intakten Triebwerk eine Sicherheitslandung auf einem Ausweichflugplatz durchgeführt werden.“ Ohne eine Betonung von Sicherheitsaspekten wäre das Projekt Eurodrohne für die Bundeswehr allerdings kaum durchführbar. Denn in der deutschen Öffentlichkeit gelten Militär-Drohnen als Symbole einer dystopischen Kriegsführung – Stichwort: „Killerdrohnen“. Bei der Eurodrohne sieht das Verteidigungsministerium durch die erhöhte Flugsicherheit mittels zweier Triebwerke sogar bessere Exportmöglichkeiten. Ein Sprecher: „Die viernationale Definitionsstudie hat zudem gezeigt, dass die Auslegung auf zwei Triebwerke nur zu einem unterproportionalen Kostenanstieg führt (im einstelligen Prozentbereich), sodass der Mehrwert für die Sicherheit deutlich überwiegt. Die Programmnationen beabsichtigen deshalb auch keine Veränderung der Triebwerksauslegung. Durch die multinational abgestimmten, qualitativ hochwertigen Fähigkeiten des Systems und insbesondere die beabsichtigte tiefe Integration der Eurodrohne in den europäischen Luftraum werden zudem über die vier Programmnationen hinaus weitere Exportchancen gesehen.“