Zum 1. Oktober stellt die Bundeswehr ein „Territoriales Führungskommando“ in Berlin auf. Es geht aus dem bisherigen Kommando Territoriale Aufgaben (TA) hervor, das seit 2013 besteht. Dessen Kommandeur Generalmagor Breuer (ebenfalls Leiter des Corona-Krisenstabs) führt den Aufstellungsstab des kommenden Führungskommandos. Seine Kernaufgaben: Truppenführung im Inland und Amtshilfe bei Katastropheneinsätzen. Der Stab in der Julius-Leber-Kaserne wird zunächst rund 400 Dienstposten umfassen. Aus der Pressemitteilung des Wehrressorts:
„Das Territorialen Führungskommando der Bundeswehr (TerrFüKdoBw) ist verantwortlich für die operative Führung nationaler Kräfte im Rahmen des Heimatschutzes, einschließlich der Amts- und Katastrophenhilfe sowie der zvil-militärischen Zusammenarbeit. Es nimmt die Aufgaben als Aufmarsch führendes Kommando für nationale Verlegungen gemäß den Planungen der NATO zur Landes- und Bündnisverteidigung wahr. Das Kommando organisiert die Verlegung alliierter Kräfte durch Deutschland in enger Abstimmung mit den NATO-Kommandos.“
Der Unterschied zum bisherigen Konstrukt: Das Kommando TA untersteht der Streitkräftebasis (SKB). Deren Inspekteur ist als „Nationaler Territorialer Befehlshaber“ für Truppenaufmarsch und Katastrophenhilfe der Streitkräfte in Deutschland zuständig. Diese Funktion geht ab Oktober auf den Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos über. Jenes untersteht wie das Einsatzführungskommando für Auslandseinsätze direkt dem Verteidigungsministerium.
An einer taktischen Operationszentrale für ein territoriales Führungskommando in Berlin wird schon seit Jahren gebaut. Ein operatives Führungskommando für das Inland ist Teil der seit 2018 von Generalinspekteur Eberhard Zorn entwickelten Reform der Führungsstruktur. Das Ziel ist eine einheitliche und damit effizientere Truppenführung für alle Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche. Durch Pandemie und Regierungswechsel versackte das Vorhaben. Zudem kämpfte die SKB darum, die kommende operative Führung bei sich erhalten zu können. Von einer beschleunigten Optimierung der Bundeswehr-Strukturen zur Landes- und Bündnisverteidiung durch die angekündigte Kommando-Errichtung in Reaktion auf den Ukrainekrieg, wie das Verteidigungsministerium in seiner Pressemitteilung suggeriert, kann keine Rede sein.
Die SKB wird nun auf eine Dienstleisterrolle fokussiert. Dafür soll sie 1.900 neue Dienstposten erhalten. 1000 für ein weiteres Logistikbataillon, 700 für zwei weitere ABC-Abwehrkompanien sowie 200 Soldatinnen und Soldaten für eine zusätzliche Feldjägerkompanie. Mit dieser Stärkung der sogenannten Basislogistik geht es vor allem darum, die multinationale Truppenverlegung und Beherbergung im NATO-Rahmen belastbar erbringen zu können.
Die von Generalinspekteur Eberhard Zorn angestrebte rasche Mobilisierung von Bundeswehr-Divisionen wird damit ebenfalls verbessert; weitere Logistikbataillone im Heer selbst würden dafür jedoch ebenfalls benötigt. Das Territoriale Führungskommando erhält die Unterstellung der Heimatschutzkräfte sowie des Zentrums für die Zivil-Militärische Zusammenarbeit. Die deutschen Anteile des NATO Joint Support and Enabling Command (JSEC) und des multinationalen Kommandos Operative Führung (MNKdo OpFü) werden ihm truppendienstlich zugeordnet.
Mit Blick auf das Inland soll das Territoriale Führungskommando vor allem das Korsett für einen nationalen Kristenstab stellen, an den dann je nach Bedarf THW und ander Organisationen andocken. Hier wird interessant, ob mit Führungskommando und Landeskommandos ein belastbares Konstrukt entsteht. In der Corona-Pandemie war das Kommando TA mit den Landeskommandos zu schwach, um die Bundeswehr-Ressourcen mobilisieren zu können. Die Teilstreitkräfte stellten zum Beistand Regionale Führungsstäbe auf. Doch die Stäbe von 10. Panzerdivision und Co. müssen ihre Ressourcen eigentlich für den Verteidigungsfall bereithalten und trainieren. Ein notwendiger Fokus, der mit dem Ukraine-Krieg überdeutlich wurde.